"KI als Denk-Ersatz? Auf Dauer problematisch!" Interview mit Gesa Lischka, Kochstrasse – Agentur für Marken GmbH
Gesa Lischka ist gefragte Rednerin bei TED-Talks und auf internationalen Neuromarketing- und Marketingkonferenzen. Das hat ihr international Anerkennung in den Neurowissenschaften eingebracht. Ihre Expertise wird dabei nicht nur von Brancheninsidern geschätzt, sondern ist auch regelmäßig bei TV-Sendern gefragt. Für ihre inspirierenden Auftritte wurde sie mehrfach mit renommierten internationalen Speaker Awards ausgezeichnet.
Können wir Vertrauen zu KI-Tools und ihren Ergebnissen aufbauen – und wenn ja, wie?
Klar, können wir Vertrauen aufbauen – aber das passiert nicht über Nacht. KI ist längst in unserem Alltag angekommen: Suchmaschinen, Sprachassistenten, personalisierte Empfehlungen – wir nutzen KI oft, ohne groß drüber nachzudenken. Doch wenn es um Entscheidungen mit echtem Impact geht, zögern wir. Kein Wunder, denn viele Menschen misstrauen weniger der Technik als den Akteuren dahinter. Transparenz, Ethik und Verantwortung sind hier die Schlüssel. Vertrauen entsteht, wenn KI nachvollziehbar, fair und verlässlich eingesetzt wird. Aber mal ehrlich: Können Maschinen wirklich Vertrauen verdienen – oder bleibt das doch ein zutiefst menschliches Gefühl?
KI setzt sich sowohl im professionellen als auch im privaten Bereich zunehmend durch: Was bedeutet es, wenn eine ganze Gesellschaft zunehmend durch den Filter von KIs arbeitet?
KI basiert oft auf Vergangenheitsdaten – das birgt die Gefahr von Feedback-Schleifen: Wenn KI-generierte Inhalte neue Entwicklungen interpretieren, bleibt alles im alten Muster gefangen. Doch die eigentliche Gefahr lauert in unserem Kopf: Unser Gehirn passt sich an – was wir häufig tun, stärkt neuronale Verbindungen, Vernachlässigtes schwächt sie. Wenn wir beispielsweise die Orientierung an Google Maps auslagern, verlieren wir irgendwann die Fähigkeit, uns eigenständig zurechtzufinden. KI als Input nutzen? Super! KI als Denk-Ersatz? Auf die Dauer problematisch!
Welche Botschaft würden Sie gerne mit Ihrer Keynote senden?
Vertrauen in KI? Nein – das wahre Problem ist das Vertrauen in die Akteure!
Vertrauen in Technik ist eine Illusion – wir vertrauen nicht der KI selbst, sondern den Menschen, die sie nutzen. Technik an sich ist neutral, sie hat keine Absichten. Es sind die Macher, die KI entwickeln und einsetzen, denen wir vertrauen oder eben misstrauen. Ob Unternehmen, Politik oder Forschung – wir fragen uns: Handeln sie verantwortungsbewusst? Nutzen sie die Möglichkeiten ethisch? Vertrauen ist letztlich ein zutiefst menschliches Thema, und die zentrale Frage bleibt: Wie schaffen wir es, Vertrauen in die Akteure hinter der Technologie aufzubauen?
Die Fragen stellte Christian Thunig, BVM-Vorstandsmitglied.
Das Interview erschien erstmalig im Jahrbuch der Marktforschung 2025 (ET: 26.6.2025).